Laufrichtung – was ist das?

Maschinell produziertes Papier hat eine Laufrichtung – handgeschöpftes dagegen nicht.

Die Laufrichtung entsteht im Produktionsprozess bei dem die nasse Papierpulpe auf Bändern mit Sieben läuft. Dabei richten sich die Fasern automatisch parallel zur Laufrichtung aus.
Beim Papierschöpfen hingegen rüttelt man das Sieb in alle Richtungen, so dass sich die Fasern kreuz und quer ausrichten.

Eine große Bedeutung hat die Laufrichtung beim Falzen oder Nuten. Wird versehentlich quer zur Laufrichtung gefalzt, bricht das Papier unschön auf, die Druckfarbe kann dort abplatzen. Das Falzen längs, also parallel zur Laufrichtung ist dagegen richtig.
Leider halten sich nicht einmal professionelle Druckereien immer daran: um Papier zu sparen und möglichst günstig zu produzieren liegen die Nutzen so wie es besser passt auf dem Druckbogen. Wenn Ihr also mal etwas von der Druckerei bekommt, was am Bruch sichtbar bricht, dann ist das ein Grund zur Reklamation.
Manchmal sieht man falsch-gebundene Taschenbücher, das ist mir früher vor allem bei Englischen Paperbacks aufgefallen. Sie lassen sich schlecht öffnen, sehen unschön und wellig aus.

Die Laufrichtung ist auch wichtig wenn es um Ausdehnung und Feuchtigkeit geht. Ein Buchbinder arbeitet (nicht nur wegen des oben beschriebenen Problems beim Falzen) immer mit Papier in der gleichen Laufrichtung. Denn beim Kleben dehnt sich Papier parallel zur Laufrichtung ganz anders aus als quer zur Laufrichtung und alles würde wellig werden und nicht mehr zusammenpassen.
Das spielt natürlich auch beim Tapezieren eine Rolle (schönes Bild ;-) Aber man sollte davon ausgehen, dass Tapetenhersteller sich an die Laufrichtung halten.

Wir kann man die Laufrichtung feststellen?

Sehen kann man sie an der Struktur nur bei Vorsatzpapier wenn man es gegen das Licht hält (Linien werden sichtbar).
Bei allen anderen Papieren kann man es spüren. Man nimmt ein quadratisches Stück Papier (5x5 cm reicht schon) und biegt/rollt es leicht zusammen. Da wo es leichter geht – das Papier also biegsamer und weniger sperrig reagiert – ist die Laufrichtung. Sie läuft parallel zum gerollten Papier. Der Test funktioniert bei dünnem und dickem Papier.
Wenn man sich noch nicht sicher ist, dann kann man das quadratische Test-Papier anfeuchten. Es wird sich leicht aufrollen und die Rolle zeigt uns auch hier die Laufrichtung an.
Den Reißtest kennen vermutlich die meisten: reißt man mal einen Artikel aus der Zeitung bemerkt man, dass das Papier in einer Richtung ziemlich gerade reißt (mit der Laufrichtung) und in der anderen zackig (quer zur Laufrichtung).
Bei handgeschöpften Papieren ist die Sache ja klar: es hat keine Laufrichtung, wie schon oben beschrieben.

Wer mehr wissen möchte, hier sind ein paar informative Links:
PapierUnion
Papier & mehr
Papyrus

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